Geschichte der Brunnen-Realschule – die ersten 100 Jahre

Brunnen-Realschule (Foto privat)

Der Name der Brunnen-Realschule lautete im Jahr ihrer Gründung 1875 Cannstatter Mädchen-Mittelschule, eine Schule also für Cannstatter Mädchen. Zudem machte das Wort Mittel klar, dass sie für die Töchter der Mittelschichtsfamilien vorgesehen war. Es gab die Volksschulen für das Volk und die Höheren Töchterschulen für die Töchter aus den höheren Gesellschaftsschichten. Und nun gab es auch eine Schule für die Töchter der Cannstatter Mittelschichten.

Eine Schule für die Töchter der Cannstatter Mittelschicht

Dazu gehörten die allermeisten bürgerlichen Familien. Das waren Beamtenfamilien, Kaufleute, Handwerker. Viele dieser Familien wünschten für ihre Töchter eine über die Volksschule hinausgehende Bildung, konnten oder wollten aber keine Höhere Töchterschule finanzieren. Statt einer Berufsausbildung sollten die Mädchen auf ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter vorbereitet werden. Das konnte für diese Mädchen aber auch bedeuten, dass sie einen Geschäftshaushalt mit all seinen Anforderungen führen mussten.

König Karl I.

So entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überall in Deutschland die Mittelschulen. 1864 hatte auch das Königreich Württemberg beschlossen, verstärkt Mittelschulen für Mädchen und Jungen zu gründen. Vielleicht ist dieser Erlass auch auf den neuen eher liberalen König Karl zurückzuführen, der im gleichen Jahr den Thron bestiegen hatte.

Bis 1900 gab es im Königreich Württemberg 37 Mittelschulen, davon waren 25 für Mädchen, neun für Jungen und Mädchen, aber nur drei für Jungen!

Cannstatt befand sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Aufschwung. Die Industrie wuchs und brachte auch viele bürgerliche Familien nach Cannstatt. Es gab viele gute Schulen: Cannstatt genoss Ende des 19. Jahrhunderts den Ruf als hervorragende Schulstadt. Für Mädchen gab es insbesondere die Höhere Töchterschule in der heutigen Kreuznacher Straße. Diese war aber für viele Bürgerfamilien in Cannstatt zu teuer. So trafen sich am 14. November 1874 Cannstatter Väter im Gasthaus Bären und beschlossen, eine Mädchenmittelschule zu gründen. Das Wirtshausschild des Bären hängt immer noch an dem Haus, direkt neben dem Rathaus.

Wirtshausschild „Bären“ (Foto privat)

Am 10. Mai 1875 wurde die Cannstatter Mädchenmittelschule mit vier Klassen und 159 Schülerinnen gegründet, also sofort eine große Schule mit großen Klassen.

Das Schulgeld wurde bewusst niedrig gehalten, damit die Schule auch von Töchtern aus nicht wohlhabenden Familien besucht werden konnte. Dies wurde allerdings von diesen zunächst nur wenig genutzt. Aber durch das relativ niedrige Schulgeld wurde die Mädchenmittelschule sofort eine Konkurrenz für die Höhere Töchterschule, deren Schülerinnenzahl in Folge sank.

Die Anfänge in der Hofener Straße mit vier Klassen

Drei Lehrer und eine Lehrerin unterrichteten die vier Klassen. Der Mittelschullehrer Christian Leimenstoll wurde nach einigen Jahren Oberlehrer und war noch sehr lange an der Schule tätig.  Daneben gab es die beiden Lehrer Sartor und Schwarzmayer. Dazu kam „Fräulein“ Nerz.

Seit 1888 war die Lehrerin Marie Leimenstoll an der Schule, wahrscheinlich eine Tochter vom Oberlehrer Christian Leimenstoll, die als Lehrgehilfin begann und ab 1900 auch eine eigene Klasse unterrichtete.

Der Unterricht begann morgens um 8 Uhr und endete bereits um 11 Uhr. Nach der Mittagspause kamen die Schülerinnen meist wieder für zwei Stunden zum Nachmittagsunterricht in die Schule zurück. Neben Lesen, Schreiben, Rechnen und Biblischer Religion, den Fächern der Volksschulen, wurde ab der dritten Klasse auch Französisch unterrichtet, die wichtigste Fremdsprache in den ersten Jahren. Erst später wurde sie von Englisch abgelöst. Außerdem standen ab der dritten Klasse Realien (Naturwissenschaften, Technik, Wirtschaft u.a.) und Zeichnen auf dem Lehrplan. Alle Klassen hatten daneben vier Handarbeitsstunden in der Woche. Unterrichtet wurde auch am Samstag, nur der Sonntag war frei.

1876 wurde eine fünfte Klasse unter dem Lehrer Fischer eingerichtet, der zuvor an der Höheren Töchterschule unterrichtet hatte. Nach Angaben des Bezirksschulinspektors Schüz war dieser „insbesondere in der Pflege des städtischen Mädchenturnens bahnbrechend den anderen Anstalten des Landes vorangegangen“.

Zunächst wurden die Mädchen 1875 in einem Privathaus in der Hofener Straße 5 unterrichtet. Die Hofener Straße war damals länger als heute und das Gebäude Nr. 5 befand sich in der Nähe der heutigen Jahn-Realschule. Der Fabrikant Pappenheimer hatte der Schule die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

Ein großes Gebäude zusammen mit der Frauenarbeitsschule und der Fortbildungsschule

Mädchenmittelschule an der Kanalstraße
(heutige Überkinger Straße)

Zwei Jahre später übersiedelte die Schule in ein Gebäude zwischen der Brunnen- und der heutigen Überkinger Straße. Allerdings war es in dem Gebäude von Beginn an sehr eng, da im gleichen Haus auch eine Frauenarbeitsschule untergebracht war. In Frauenarbeitsschulen konnten Frauen nähen lernen, um damit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

1895 wurde dort zudem eine auf die Mittelschule aufbauende Fortbildungsschule errichtet, die im ersten Jahr bereits 76 Schülerinnen besuchten. Fortbildungsschulen sollten auf einen Beruf vorbereiten und waren die Vorläufer der Berufsschulen.

Die Mittelschule war also stark mit der Berufsausbildung der Mädchen verbunden. Zwar haben nur wenige tatsächlich eine Berufsausbildung angestrebt, für die meisten Mädchen war eine Ehe geplant. Aber nicht alle konnten oder wollten heiraten, und für diese Mädchen war es notwendig, einen Beruf zu erlernen, um sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen zu können. Außerdem mussten viele Mädchen lernen, einen Geschäftshaushalt zu führen, sie mussten rechnen können, Geschäftspost erledigen können, Buchführung beherrschen.

Die Cannstatter Mädchen-Mittelschule wuchs zunächst stark an und hatte 1890 bereits 358 Schülerinnen. Danach nahm die Zahl allerdings ab. Im Jahr 1900 lernten nur noch 276 Schülerinnen, nun aber in sieben Klassen.

Wilhelmsbad 1868 und heute

Dennoch zieht sich die Klage über Raummangel durch die gesamte Geschichte der Cannstatter Mädchen-Mittelschule. Nach dem Zusammenschluss zwischen Cannstatt und Stuttgart 1905 erhielt die Mittelschule zusätzliche Räumlichkeiten im ehemaligen Hotel Wilhelmsbad. Dort befanden sich neben dem Rektorat vier Klassen, das Lehrmittelzimmer und die Hausmeisterwohnung. Außerdem erhielt die Mittelschule Räume in der Wilhelmschule, der Volksschule, die sich am heutigen Standort der Brunnen-Realschule befand.

Schreibbüro um 1900

Die Mittelschule führte damals eine 8. und 9. Klasse ein und nahm Maschinenschreiben und Buchführung mit in ihren Fächerkanon auf. Auch diese Fächer sollten die Mädchen auf eine Berufstätigkeit im Büro vorbereiten. Zumindest für die Zeit, bis sie heirateten.

Unregelmäßiger Unterricht während des Ersten Weltkriegs

Während des Ersten Weltkriegs konnte der Unterricht nicht regelmäßig stattfinden. Oft fiel er aus, wenn es zu wenig Kohle gab, um die Klassenzimmer zu heizen. Zudem waren viele männliche Lehrer in den Krieg eingezogen worden, sodass Schichtunterricht betrieben werden musste.

Nach dem Krieg wurde die Schule dann komplett umstrukturiert. Die vierjährige Grundschule wurde organisatorisch aus der Mittelschule ausgegliedert, auch wenn diese weiterhin in den Räumlichkeiten der Mittelschule betrieben wurde. Das war damals die sogenannte Spitalschule in der Brunnenstraße.

Die Mittelschule selber wurde 5-stufig, wobei die letzte Klasse, die neunte, nur noch Repetierklasse für den Stoff der vorangegangenen Jahre sein sollte. Dagegen wehrten sich aber die Eltern, sie wollten, dass ihre Töchter auch in der letzten Klasse noch etwas Neues lernten, sie wollten eine gute Bildung für ihre Töchter.

Aufbauklassen führen ab 1926 zur Mittleren Reife

1925 feierte die Cannstatter Mädchen-Mittelschule ihr 50-jähriges Bestehen unter der Leitung von Rektor Georg Knehr. Ein Jahr später wurden für die Mädchen Aufbauklassen angeboten, in die sie nach der dritten Klasse der Mittelschule und einer entsprechenden Prüfung wechseln konnten. Nach diesen Aufbauklassen konnten die Mädchen die Mittlere Reife ablegen. Das war der erste wirklich anerkannte Schulabschluss, den aber noch lange nicht alle Mädchen anstrebten.

FächerA 4A 5A 6
Religion222
Deutsch444
Geschichte
Staatsbürgerkunde
222
Erdkunde Heimatkunde21-22
Englisch555
Französisch3-443-4
Rechnen Mathematik4-554
Naturwissenschaften3-443-4
Zeichnen Kunst222
Musikpflege111
Leibesübung222
Zusammen30-3330-3130-32
Stundenplan der drei Aufbauklassen (1928)

Zum Deutsch-Unterricht gehörte das Lesen von Gedichten, Balladen, Dramen, aber auch von Prosa, daneben auch das Schreiben von Aufsätzen und Sprachkunde. In Mathematik sollten in der vierten Klasse insbesondere Aufgaben aus dem bürgerlichen Leben gerechnet werden. Themen waren auch die Wertpapiere und die Aktienkurse. In der fünften und sechsten Klasse kam dann Algebra hinzu. Aber auch hier wurde Wert auf das Rechnen im Haushalt und im Geschäft gelegt: „Berechnung zum Aufdecken von Ersparnismöglichkeiten im Haushalt unter weitgehender Verwendung der Prozentrechnung und mit Benutzung des Handelsteils der Zeitung“. Es ging um Erzeugerpreise, Verdienstspannen, Renten und Versicherungen.

Die Mittlere Reife als Abschluss war also nur einigen Schülerinnen vorbehalten, die zuvor eine besondere Aufnahmeprüfung durchlaufen hatten. Der Mittelschulrektor Birkle, damals eine der bekanntesten Persönlichkeiten des württembergischen Mittelschulwesens, hatte sich Zeit seines Lebens für den allgemeinen Abschluss der Mittleren Reife nach der Mittelschule eingesetzt. Als er 1937 in den Ruhestand verabschiedet wurde, forderte er in seiner Rede, dem Vorbild Preußens und der anderen mittel- und norddeutschen Staaten zu folgen, um auch hier diesen Abschluss zu ermöglichen. Nach Einführung der württembergischen Hauptschulen im Jahr 1941 wurden in der Realschule die Aufbauklassen abgeschafft und die Mittlere Reife nach der sechsten Klasse für alle eingeführt.

Fast vollständige Zerstörung der Gebäude während des Zweiten Weltkriegs

Auch während des Zweiten Weltkriegs konnte der Unterricht nur in verkürzter Form angeboten werden. Bei den Bombenangriffen auf Stuttgart, durch die Cannstatt aufgrund seiner Industrie und Bahnlinien sehr stark betroffen war, wurden auch die Gebäude der Schule großenteils komplett zerstört.

1943 wurde die Schule zusammen mit der Jahn-Mittelschule für Jungen aufs Land umquartiert. Sechs Mädchenklassen kamen nach Langenau bei Ulm, zwei nach Schliffkopf, eine nach Fornsbach und eine nach Ebnisee. In Langenau waren die Mädchen in Familien untergebracht, in Fornsbach und Ebnisee in Lagern.
Die Lager der Kinderlandverschickung unterstanden damals der Hitlerjugend, die ihre Macht gegenüber den „alten“ LehrerInnen teilweise schikanierend ausnutzte.
Viele Mädchen hatten Heimweh, bei manchen war dies so groß, dass sie sich wieder auf den Weg zurück zu ihren Eltern nach Cannstatt machten.

Aufgrund der Kälte und der Kohleknappheit konnte auch auf dem Land immer weniger unterrichtet werden. Als die Schule in Langenau ihre Räume an das ausgelagerte Stuttgarter Paketpostamt abtreten musste, hielt der Lehrer Baumann den Unterricht teilweise in einem Raum der Wirtschaft und teilweise in seinem eigenen Wohnzimmer ab. Aber es gingen immer mehr Schülerinnen wieder nach Cannstatt zurück zu ihren Eltern, die die Besatzung erwarteten und ihre Kinder bei sich haben wollten. Die letzten zwölf Schülerinnen nahm der Lehrer Baumann selber auf seinem Umzugswagen mit zurück nach Cannstatt.

Zusammenlegung mit der Jahn-Realschule, Unterricht in Altenburgschule und Schillerschule

Da in Cannstatt alle Gebäude der Mädchen-Mittelschule zerstört waren, wurde sie mit der Jahn-Realschule zusammengelegt. Das Gebäude der Jahn-Realschule war allerdings von den Amerikanern besetzt und der Unterricht fand daher zunächst in der Altenburgschule und der Schillerschule statt. Zwölf Klassen mussten in die Altenburgschule. Eine Zeitzeugin berichtet von dem Schulweg zur Altenburgschule: Die Neckarbrücken in Stuttgart waren alle in den letzten Tagen von den Deutschen gesprengt worden, um den Vormarsch der Alliierten zu verhindern. So lag die Wilhelmsbrücke einseitig im Neckar. Sie war nur von der Marktstraße aus begehbar, auf der anderen Seite mussten die SchülerInnen über ein Brett hoch zur Straße. Ein abenteuerlicher Schulweg.

Wilhelmsbrücke (Foto privat)

Der Unterricht begann im Sommer 1945 zunächst mit nur wenigen Lehrern. Einige der Männer waren noch in Kriegsgefangenschaft, manche LehrerInnen waren wegen ihrer Nähe zum Nationalsozialismus vom Dienst suspendiert.

In beiden Schulen fehlte es zudem an Heizmaterial, sodass der Unterricht in ungeheizten Räumen stattfand. Wenn Stühle fehlten, wurde der Unterricht im Stehen abgehalten. An Lehr- und Lernmittel, an Schulbücher war nicht zu denken.

In der Altenburgschule gab es 620 SchülerInnen in 20 Klassen, die in nur 5 Zimmern unterrichtet werden mussten. 1946 waren 12 LehrerInnen an der Schule und jede Lehrkraft musste dabei zwei Klassen übernehmen: eine vormittags, eine nachmittags.

Unzureichende Versorgung der Familien mit Nahrung und Kleidung

Jahn-Realschule (Foto privat)

In einem Bericht von 1946 wurde festgestellt, dass 10 – 20% der SchülerInnen nur ungenügende Kleidung hatten. Vor allem warme Kleidung und Schuhe fehlten. Manche Kinder konnten nicht in die Schule kommen, weil sie keine Schuhe hatten. Außerdem waren viele Kinder unterernährt. „Die Kinder haben viel Hunger, häufig entweder kein Frühstück oder kein Vesper, manche beides nicht.“ Folgen der Unterernährung waren Kopfweh, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die SchülerInnen ermüdeten schnell und konnten sich nicht konzentrieren. Deswegen war die Schulspeisung sehr wichtig. Ein Anrecht auf die Speisung hatten 1946 aber nur 261 SchülerInnen. Insbesondere die Kinder aus Familien, in denen die Väter fehlten, waren unterernährt. Am günstigsten sah es in den Familien aus, die ein Geschäft oder sogar eine Landwirtschaft hatten.

Nach hartem Kampf konnte die Mittelschule (für Jungen und Mädchen) 1947 wieder zurück nach Cannstatt in die heutige Jahn-Realschule verlegt werden. Im November 1947 war die Zahl der SchülerInnen auf 818 angewachsen, die sich auf 20 Klassen aufteilten. Für diese 20 Klassen standen zehn Klassenzimmer zur Verfügung. Es wurde also weiterhin im Schichtbetrieb unterrichtet.
Schulleiter war ab 1948 Dr. Konzelmann.

Als die Schule 1950 ihr 75-jähriges Bestehen feierte, besuchten fast 1000 Kinder die Schule, wobei die Mädchen deutlich in der Überzahl waren.

75-Jahr-Feier der Mädchen-Mittelschule 1950

1953 wurden die Jungen und Mädchen wieder getrennt. Man sah die Zusammenlegung von 1945 bis 1953 als Notlösung an, die es dringend zu beheben galt. Die Jungen blieben in ihrer Schule und die Mädchen mussten sich, da sie kein eigenes Gebäude mehr hatten, auf acht verschiedene „Filialen“ verteilen. Es gab Räumlichkeiten in Münster, in der heutigen VHS in der Kreuznacher Straße, in der Jahn-Mittelschule, in der Wartburg, dem Wohnheim in der Brunnenstraße, das heute von der eva betrieben wird, in der Sommerrainschule, in der Schiller-Schule und in der Altenburgschule. In einem Klassenzimmer waren teilweise 85 Schülerinnen. Dabei arbeiteten die LehrerInnen teilweise noch an beiden Mittelschulen. Größere Veranstaltungen und Versammlungen des Elternbeirats wurden gemeinsam abgehalten.

Aufteilung der Mädchen-Mittelschule auf sieben Standorte

Aber das waren eigentlich unhaltbare Zustände. „Die Unruhe und Unregelmäßigkeit des Schichtunterrichts, das ewige Hin und Her von Klassenzimmer zu Klassenzimmer, von Schulhaus zu Schulhaus, von Behelfsraum zu Behelfsraum verstärkt die Zerfahrenheit und die seelische Unausgeglichenheit der Schüler, die, wie die Psychologentagung im Kursaal schon vor drei Jahren feststellte, zu 60% irgendwie gegenüber früher als neurotisch angesehen werden müssen. Die seelischen Belastungen wirken sich nachteilig auf die Gesundheit der Schüler aus. Kaum eine Woche vergeht, wo nicht eine Schülerin ohnmächtig aufs Rektorat getragen oder geschleppt wird.“

Der Stuttgarter Gemeinderat beschloss daher einen Neubau in der Nähe der alten Schulgebäude. Am 16.9.55 war die Grundsteinlegung für die neue Mädchen-Mittelschule, am 1. April 1957 wurde sie unter der Leitung von Rektor Prof. Kubach eingeweiht.

1957 Grundsteinlegung für eine neue Schule

1961 übernahm Kaufmann die Leitung, nachdem Konrektor Aikele die Schule ein Jahr lang kommissarisch geleitet hatte. Die Schule war nun die größte Mädchen-Mittelschule Stuttgarts.

1966 erhielt die Cannstatter Mädchen-Mittelschule den Namen Cannstatter Mädchen-Realschule.
Mit dem Schuljahr 1974/75 konnten auch Jungen die Schule besuchen, die Koedukation wurde eingeführt. Nach 20 Jahren Trennung durften Mädchen und Jungen wieder gemeinsam unterrichtet werden.
Natürlich musste nun wieder ein neuer Name gesucht werden. Es gab verschiedene Vorschläge: Elsa-Brandström-Schule oder Käthe-Kollwitz-Schule. Aber der Verwaltungsausschuss entschied sich wegen ihrer ehemaligen Lage an der Brunnenstraße für den Namen Brunnen-Realschule.

Elisabeth Skrzypek

Literatur und Quellen

  • Das Jubiläum des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Mädchen-Mittelschule in Cannstatt, 30. Mai 1900
  • Wilhelm Baumann: Geschichte der Mittelschule, 1950 und 1955 (Manuskript im Archiv der Brunnen-Realschule)
  • 100 Jahre Brunnenrealschule, Stuttgart 1975
  • Akten des Archivs der Brunnen-Realschule

Ich bedanke mich herzlich bei Rektor Sascha Weigand-Käß und Birgit Thaler für ihre Unterstützung.

Bildnachweise

  • König Karl I.:
    Richard Lauchert, RudolfSimon, 26. Juni 2015, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41238147
  • Zeichnung Mädchen-Mittelschule: Archiv der Brunnen-Realschule
  • Wilhelmsbad 1868:
    Manfred Schmid, 250.000 Jahre Cannstatter Geschichte, Stuttgart 1989, S.72
  • Schreibbüro 1900:
    Daimler-Archiv
  • Beide Fotos von der Feier zum 75-jährigen Bestehen der Schule 1950:
    Archiv der Brunnen-Realschule
  • Fotos vom Schulgebäude privat