Margarethe Jacobi: Übersetzerin aus Cannstatt

Wildbader Straße 6 (ehemals Uhlandstraße)

Wer kennt nicht Sherlock Holmes, Onkel Toms Hütte oder Tom Sawyer? Diese Bücher, die seit Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland viele Fans haben, sind von Margarethe Jacobi in der Wildbader Straße in Cannstatt übersetzt worden.

Jacqueline Meintzinger forschte über die Übersetzerin Margarethe Jacobi

Im Rahmen ihrer Forschung über Margarethe Jacobi hatte Jacqueline Meintzinger mich auf die Höhere Töchterschule in Cannstatt angesprochen. Jetzt hat sie ihre Forschungsergebnisse in einem Aufsatz in The Baker Street Chronicle veröffentlicht.

Margarethe wurde in eine ausgesprochen interessante Familie geboren. Ihre Mutter Marie Schwinck entstammte einer sehr angesehenen Familie in Königsberg, die mit geistigen Größen wie Immanuel Kant ebenso verkehrte wie auch mit der Familie des preußischen Königs. Es gab Künstler und Salondamen.

Margarethe Jacobi entstammte einer eindrucksvollen Familie

Der Vater Jacob Jacobi

Ihr Vater Carl Gustav Jacob Jacobi war ein sehr berühmter Mathematiker. Ihr Onkel Moritz Jacobi, also Jacobs Bruder, war ein ebenso berühmter Physiker.

Die Genialität lag also in ihrer Familie. Von ihrem Vater wird gesagt, dass er sowohl mathematisch, als auch sprachlich begabt war. Diese letztere Begabung vererbte er seiner Tochter Margarethe.

Jacob Jacobi und Marie Schwinck hatten acht Kinder, bevor Jacob mit nur 47 Jahren 1851 starb.
Der Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet übernahm die Vormundschaft über die Kinder (die Mutter durfte das nicht!) und sorgte dafür, dass die Witwe Marie Jacobi vom preußischen Staat, für den ihr Mann gearbeitet hatte, finanziell unterstützt wurde. Auch der berühmte Forschungsreisende Alexander von Humboldt hatte sich beim Staat für die Witwe eingesetzt.

Die Brüder wurden nach berühmten Mathematikern benannt, starben aber zumeist früh

Alle Söhne wurden nach berühmten Mathematikern benannt, die Mädchen hießen einfach nur Margarethe, Gertrud und Susanne, lebten allerdings länger als ihre Brüder. Diese starben fast alle in jungen Jahren. Teils, weil sie kränklich waren, teils in einem der Kriege. Alle acht Kinder hatten keine Nachkommen.

Der einzige, der geheiratet hatte, war Leonard, der Älteste, der nach dem Mathematiker Leonhard Euler benannt worden war. Er war Professor für Rechtswissenschaften an der Berliner Universität und schrieb unter anderem ein Buch über Das Persönliche Eherecht des bürgerlichen Gesetzbuches für für das Deutsche Reich, das er seiner Mutter widmete. Er starb 1900 mit 68 Jahren und stiftete in seinem Testamt der Berliner Universität ein Kapital, mit dessen Zinsen Arbeiten auf dem Gebiet des Schulwesens, der Volksbildung und der Volksgesundheit finanziert werden sollten. Allerdings erst, wenn sich Frauen an der Berliner Universität immatrikulieren durften! Also offensichtlich ein moderner und der „Frauenfrage“ gegenüber aufgeschlossener Mann. Man kann davon ausgehen, dass die Situation seiner drei Schwestern, die alle drei Lehrerinnen waren, ihn beeinflusst hatte.

Alle drei Töchter wurden Lehrerinnen

Margarethe war das fünfte Kind der Familie und die älteste der drei Töchter. Sie wurde 1840 in Königsberg in diese teilweise geniale und auch wohlhabende Familie geboren. Der Familienbesitz schmolz aber kurz nach ihrer Geburt total zusammen, das familieneigene Bankhaus ging in Konkurs. Die Familie zog zunächst nach Berlin und dann in das preiswertere Gotha. Doch die Bildung der Kinder, der Söhne und auch der Töchter, war den Eltern sehr wichtig. Die Mädchen besuchten wahrscheinlich alle eine Höhere Töchterschule und erhielten eine Ausbildung als (Haus-) Lehrerin. In diesem Beruf arbeitete Margarethe, bevor sie nach Cannstatt kam: in Berlin, in Gotha, in Schlesien und in St. Petersburg. Diese Anstellungen hatte sie wahrscheinlich über ihre weitverzweigte Familie vermittelt bekommen.

Nach Cannstatt zog die Mutter mit ihren drei unverheirateten Töchtern 1865. Grund für die Übersiedlung war die Krankheit des dritten Sohns Adrian, der hier in Cannstatt lebte und als Ingenieur 1865 eine Patentschrift eingereicht hatte. Cannstatt war zu dem Zeitpunkt eine aufstrebende Industriestadt, in der technische Innovationen gebraucht wurden und auch umgesetzt werden konnten. Mutter und Schwestern wollten Adrian pflegen, doch er starb bereits im gleichen Jahr. Mutter Marie blieb mit ihren drei Töchtern Margarethe, Susanne und Gertrud in Cannstatt. Wahrscheinlich weil diese hier in Cannstatt mit den vielen angesehenen Schulen als Erzieherinnen Arbeit finden konnten.

Susanne Jacobi unterrichtete an der Höheren Töchterschule

Gertrud wurde1845 geboren und verdiente sich ihren Lebensunterhalt wahrscheinlich mit Privatstunden. Sie wurde 64 Jahre alt.
Susanne, geboren 1842, arbeitete von 1874 bis 1884 als Zeichenlehrerin an der Höheren Mädchenschule in Cannstatt, dem Vorläufer des heutigen Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums.

Höhere Töchterschule in Cannstatt

Dort unterrichtete sie auch Johanna Koch, die später an die Königliche Kunstschule in Stuttgart ging und eine bekannte Malerin und Bildhauerin wurde.
Als Susanne 1884 schwer erkrankte, musste sie ihre Anstellung an der Schule aufgeben. Zunächst wurde sie von ihrer Schwester Gertrud vertreten, die aber wahrscheinlich nicht über die gleiche Qualifikation verfügte. Denn der Rektor Emil Conz stellte eine neue Zeichenlehrerin ein: Fräulein Frobenius, die später noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
Susanne starb 1892 im Alter von 49 Jahren.

Bereits 1876 übertrug Margarethe Tom Sawyers Abenteuer und Streiche von Mark Twain vom Englischen ins Deutsche. Dies Buch wird auch heute noch genau in dieser Übersetzung angeboten. Wie sie diesen Auftrag erhalten hat, wie der Verleger auf sie aufmerksam wurde, ist leider nicht bekannt.
Zunächst folgten auch keine weiteren Übersetzungen.

Einrichtung einer Mädchenpension in der Wildbader Straße 6

Haustür Wildbader Straße 6

Marie Jacobi wohnte zusammen mit ihren Töchtern zunächst an unterschiedlichen Adressen in Cannstatt zur Miete, bevor 1880 der Bruder Leonard das Haus in der Uhlandstraße 6 (heute Wildbader Straße) kaufte und es der Mutter und seinen Schwestern überließ. Die Mutter richtete dort eine Familienpension für junge Mädchen ein, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eventuell hat Margarethe diese Pension zusammen mit ihrer Mutter geführt.
In Cannstatt gab es, wie schon erwähnt Höhere Töchterschulen, die auch Mädchen von außerhalb besuchten. Damit sie „anständig“ untergebracht waren, brauchte es eben auch Familienpensionen. Eine solche betrieben nun die Jacobi-Frauen in der heutigen Wildbader Straße 6.

Dies Haus verkaufte der Bruder aber bereits fünf Jahre später und erwarb dafür das Haus Nummer 16 in der gleichen Straße, das gerade erst fertiggestellt worden war. Dies Haus stand dort, wo sich heute das Studentinnenwohnheim befindet.
Mutter Marie wohnte dort zusammen mit ihren Töchtern im Erdgeschoss, der erste und zweite Stock wurden vermietet. Eine Pension gab es in Haus Nummer 16 nicht, das lohnte sich wahrscheinlich nicht mehr. Die Anziehungskraft Cannstatts für Höhere Töchter von außerhalb ließ mit zunehmender Industrialisierung nach.
Eigentümerinnen waren ab 1891 die Marie Jacobi und ihre Töchter.

Seit 1876 arbeitete Margarethe Jacobi als Übersetzerin

Margarethe Jacobi hatte 1884 ihr erstes eigenes Buch herausgegeben: Immergrün – Classische Denksprüche in Poesie und Prosa für alle Tage des Jahres. In diesem Buch findet sich auch ein Gedicht von ihr. In den folgenden Jahren gab Margarethe noch zwei weitere ähnliche Bücher heraus.

Zudem arbeitete sie wieder als Übersetzerin für unterschiedliche Verlage. Den Klassiker Onkel Toms Hütte von Harriet Beecher-Stowe übersetzte sie 1888 vom Englischen ins Deutsche. Hier vermerkte der Verlag, dass Margarethe das Buch nicht nur übersetzt, sondern auch für den deutschen Markt frei bearbeitet hatte. Eine erste Übersetzung des Buches gibt es allerdings bereits aus dem Jahr 1852.
Der Stuttgarter Verleger Robert Lutz erwarb 1892 die Übersetzungsrechte für die Sherlock-Holmes-Bücher von Conan Doyle. Die ersten beiden Bücher übersetzte Margarethe Jacobi alleine, bei späteren arbeitete sie mit Louis Ottmann zusammen. Diese Geschichten über den Meisterdetektiv Sherlock Holmes wurden echte Bestseller in Deutschland.
Beim Verlag Robert Lutz erschien 1896 auch der Roman Trilby von Daphne du Maurier, den Margarethe Jacobi ebenfalls aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hatte.

1902 starb die Mutter Marie Jacobi mit immerhin 94 Jahren und Margarethe und Gertrud erbten das Haus.

Margarethe übersetzte immer wieder unterschiedliche Romane: immer wieder Bücher von Mark Twain, aber keine Geschichten mehr über Sherlock Holmes.

1909 starb Gertrud und noch nicht einmal ein halbes Jahr später Margarethe.

Margarethe vererbte das Jacobi-Heim an den Württembergischen Lehrerinnenverein

Jacobi-Heim in der Wildbader Straße 16, 1937

Margarethe war die letzte aus der ehemals so großen Familie gewesen. Es gab keine direkten Erben. Und so vermachte Margarethe in ihrem Testament das Haus in der heutigen Wildbader Straße 16 dem Württembergischen Lehrerinnenverein, der 1890 von Sofie Reis und Mathilde Planck gegründet worden war. Margarethe bestimmte in ihrem Testament:
Die Parterre-Etage soll als Erholungsheim und Versammlungslokal dienen, der Dachstock zum Logieren, hauptsächlich für Lehrerinnen. Aus den jeweiligen Lehrerinnen der Höheren Töchterschule zu Cannstatt soll ein Komitee gebildet werden, das über alle praktischen Fragen entscheidet. Die Steuern und alle aus der Erhaltung von Haus und Garten erwachsenden Kosten sollen aus dem Ertrag des Dachstocks und dem Mietzins der Belletage (1. Stock) bestritten werden, die wie bisher an eine Familie vermietet werden kann.

Das Haus erhielt nun – auf ausdrücklichen Wunsch von Margarethe – den Namen Jacobi-Heim. Ihre Bibliothek, die sicherlich sehr umfangreich war, vermachte sie der Cannstatter Volksbibliothek.
Verwaltet wurde das Jacobi-Heim bis 1932 von Fräulein Frobenius, die in der Höheren Töchterschule angestellt worden war, als Gertrud Jacobi wegen Krankheit aufhören musste.

Anna-Herrigel-Haus

Wiederaufbau des Hauses als Anna-Herrigel-Haus nach dem Zweiten Weltkrieg

Das Haus wurde bei einem Luftangriff 1943 komplett zerstört, nach dem Krieg wieder aufgebaut und 1954 als Anna-Herrigel-Haus für Lehrerinnen neu eröffnet.

Anna Herrigel war Handarbeits- und Grundschullehrerin an der Gaisburger Grundschule und als solche auch Mitglied in der Württembergischen Lehrerinnenvereinigung. Von 1946 bis 1948 saß sie für die CDU im Stuttgarter Gemeinderat, wo sie sich sehr für den Neubau des Lehrerinnenheims in Cannstatt einsetzte. Daher trägt das Haus heute ihren Namen: Anna-Herrigel-Haus.

Ein Wohnheim für Studentinnen

Bis 1986 beherbergte das Haus 18 Wohnungen für unverheiratete Lehrerinnen. Da die Nachfrage nach Wohnungen für alleinstehende Lehrerinnen kontinuierlich sank, vermachte die Lehrerinnenvereinigung das Haus Mitte der 2000-er Jahre dem Studierendenwerk. Eine Bedingung war, dass die Lehrerinnen, die noch dort lebten, auf Lebenszeit wohnen bleiben dürfen. Zudem dürfen die Zimmer bis heute nur an Studentinnen vermietet werden.
Das Haus wurde grundlegend saniert und seit 2018 stehen dort 29 Einzelzimmer für Studentinnen zur Verfügung.

Nichts erinnert an die Übersetzerin Margarethe Jacobi

An Margarethe Jacobi, die so bekannte Bücher übersetzte und uns Deutschen nahebrachte, erinnert in Cannstatt leider gar nichts. Nur im Flur des Anna-Herrigel-Hauses wird sie auf der Gedenktafel als Stifterin des Hauses erwähnt. Es wird Zeit, dass in Cannstatt auch an die Übersetzerin Margarethe Jacobi erinnert wird.

Literatur

  • Jacqueline Meintzinger: Die Übersetzerin Margarethe Jacobi, in: The Baker Street Journal, Nr. 50, 2023, S.26 – 35

Links

Bildnachweise

„Eine der selbständigsten Künstlerinnen, die wir kennen“ – Die Cannstatter Malerin Johanna Koch

Zur Bildung der bürgerlichen Töchter gehörte im 19. Jahrhundert auch die Kunst. Die Mädchen wurden in den Höheren Töchterschulen in Zeichnen und Malen unterrichtet. Bei Johanna Koch wurde das aber viel mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung, es wurde eine Berufung, ein Beruf.

Frühe Förderung ihres künstlerischen Talents

Wiesental (Kunstmuseum Stuttgart)

Johanna Koch wurde 1866 in Cannstatt geboren. Sie besuchte von 1873 bis 1882 die Höhere Töchterschule in Cannstatt, wo sie bereits Privatunterricht bei der Zeichenlehrerin Susanne Jacobi bekam. Rektor in Cannstatt war damals Emil Friedrich Conz. Er vermittelte wahrscheinlich seine begabte Schülerin an seinen älteren Bruder Gustav Conz, der Maler und Professor am Königin-Katharina-Stift war. Er unterrichtete Johanna in Freilichtmalerei und Figurenzeichnen. Ihr Talent wurde also schon früh erkannt und gefördert.

Nach ihrer Schulausbildung besuchte Johanna Koch die Königliche Kunstschule Stuttgart. Diese befand sich im Altbau der heutigen Staatsgalerie. Sie wurde 1901 zur Akademie erhoben.

Eine Schülerin von Friedrich von Keller

Zeichnen lernte Johanna Koch bei Jakob Grünenwald, Landschaftsmalerei bei Albert Kappis. Der wichtigste ihrer Lehrer war aber Friedrich von Keller, der später auch Oskar Schlemmer unterrichtete.

Alte Staatsgalerie Stuttgart

Frauen an der Kunstschule

Die Kunstschule in Stuttgart hatte schon frühzeitig Frauen aufgenommen. 1874 waren 30% der Studierenden an der Kunstschule weiblich. Das war deutlich mehr als an anderen Kunstakademien in Deutschland. Mit der zunehmenden Anzahl von Frauen an der Kunstschule waren aber nicht alle Lehrer und Studenten einverstanden und so wurde den Frauen in Folge das Studium erschwert, um ihren Anteil zu verringern. Als Johanna Koch 1884 ihr Studium begann, war sie eine von 24 Frauen bei 53 männlichen Studenten. Acht Jahre später war sie die einzige Frau.

Die Bedingungen für die Frauen hatten sich in dieser Zeit drastisch geändert. Frauen wurden nur noch als außerordentliche Mitglieder zugelassen und durften viele Kurse nur noch besuchen, wenn ein Platz frei war. Zudem waren ihre Gebühren deutlich höher als die der ordentlichen (männlichen) Mitglieder.

Ob Frauen zu den Aktkursen zugelassen waren, ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich nicht. Denn die Kunstakademien bevorzugten männliche Modelle. Nur der männliche Körper galt als ideal, der weibliche war nur schön! Und wenn Frauen diese nackten Männerkörper malten, galt dies als unziemlich.

Auch von Exkursionen wurden die außerordentlich Studierenden ausgeschlossen. Aber viel spricht dafür, dass sie dennoch teilnahmen. Aber sie mussten ihre Reise vollständig selber zahlen. Es ist bekannt, dass Johanna Koch Studienreisen in die Niederlande und nach Paris unternommen hat. Am Gardasee hielt sie sich sogar mehrere Monate zu Studienzwecken auf.

Das Studium an der Kunstschule in Stuttgart war also für die Frauen deutlich teurer als für die Männer und es wundert nicht, dass die Frauen nach und nach wegblieben.

Gründung des Württembergischen Malerinnenvereins

Neckar (Kunstmuseum Stuttgart)

1893 wurde der Württembergische Malerinnen-Verein gegründet, der die Heimat vieler württembergischer Malerinnen wurde, die die Kunst berufsmäßig ausübten. Der Verein wurde mit Unterbrechungen bis 1919 von der Malerin Anna Peters geleitet und hatte damals über 200 Mitgliedsfrauen.

Auch Johanna Koch wurde 1894 Mitglied dieses Vereins, den Edith Neumann als „eine der wichtigsten Stationen in der Berufs- und Emanzipationsgeschichte bildender Künstlerinnen in Württemberg“ bezeichnet.

Der Verein veranstaltete gesellige Zusammenkünfte, bei denen sich die Frauen austauschen konnten. Manchmal gab es auch Vorträge. Sie organisierten gemeinsame Exkursionen. Und ganz wichtig: sie veranstalteten sehr regelmäßig eigene Ausstellungen und nahmen gemeinsam an überregionalen Ausstellungen teil.

Bis 1900 gab es vier große Ausstellungen des Vereins in der Staatsgalerie und im Kunstverein, die jeweils von König Wilhelm II und Königin Charlotte eröffnet wurden. Hier stellte auch Johanna Koch aus und die Schwäbische Kronik schrieb bereits 1893 über sie: „Wir lernen eine feinempfundene und prächtig ausgeführte Studie nach dem Kopf einer alten Frau von ihr kennen, die unsere Schätzung dieses ernsthaften, poetischen Talents erhöht.“

Viel Lob in der Presse

Die Schwäbische Kronik schrieb 1899: „Johanna Koch ist eine der selbständigsten Künstlerinnen, die wir überhaupt kennen. Sie ‚erinnert‘ nie an jemand anders als an sich selbst.“

Schwäbischer Bauer
(Kunstmuseum Stuttgart)

In der Zeitung Frauenberuf war 1898 über sie zu lesen:„ Die größte Aufgabe hat sich Johanna Koch, Cannstatt, gestellt, aber sie hat ihre Kraft nicht überschätzt. Der nackte Körper ihrer ‚Schlafenden Psyche‘ in der fahlen Beleuchtung des ersten Morgengrauens ist vorzüglich gemalt, von großem Liebreiz und eine gute Verkörperung der noch schlafenden Seele.“ Dies Bild von Johanna Koch ist leider – wie so viele von ihr – verschollen.

Aktzeichenkurse unter Leitung von Johanna Koch

Aus dieser Beschreibung eines Bildes wird deutlich, dass Johanna Koch auch das Aktzeichnen gelernt hatte, obwohl in der Akademie die Frauen davon ausgeschlossen waren.

Der Malerinnenverein bot Aktzeichenkurse für die Frauen an. Und diese Aktzeichenkurse leitete Johanna Koch von 1905 bis 1912 selber. Es gibt ein schönes Zitat aus einem Protokoll des Vereins von 1905:

„Fürs Aktzeichnen wird ein Muskelmann angeschafft. Frl. Koch soll ihn besorgen!“

1894 organisierte der Verein eine Fächerausstellung im Württembergischen Kunstverein. Auch wenn das heute seltsam klingt, aber Fächerausstellungen waren damals groß in Mode. Bei der Gestaltung von Fächern waren Malerei und Kunstgewerbe gefragt und diese Kombination war gerade in der Zeit des Jugendstils en vogue. Auch Johanna Koch beteiligte sich mit einem Fächer an dieser Ausstellung.

Der Verein stellte nicht nur in Stuttgart aus, sondern er beteiligte sich auch bei anderen wichtigen Kunstausstellungen in München, Wien, Dresden und auch in Berlin. Werke von Johanna Koch waren immer dabei.

Frauenmaskenbälle

Dem Württembergischen Malerinnenverein lag auch die ökonomische Situation der Malerinnen am Herzen. Sie organisierten einen Unterstützungsfonds, der durch Bilderlotterien, Ausstellungen und Bälle finanziert wurde. Die Bälle, die im Februar als Maskenbälle stattfanden, standen immer unter einem künstlerischen Motto. 1895 besuchten 400 Frauen den Rembrandt-Ball. Zu diesen Bällen hatten Männer keinen Zutritt und weibliche Gäste mussten von Mitgliedsfrauen eingeführt werden. Das Rauchen war auf den Bällen verboten. Ein Höhepunkt des Balls war die Stellung von Gemälden. So wurde auf dem Rembrandtball natürlich die Nachtwache nachgestellt. Anschließend wurden auch Bilder der Mitgliedsfrauen nachgestellt, so auch Bilder von Johanna Koch. Alle Männerrollen wurden dabei von Frauen übernommen.

Keine „Damenmalerei“

Es ging dem Verein auch um die Gleichwertigkeit der Werke von Frauen und Männern. Lange wurden die Werke von Frauen nur als Sonderform dargestellt. In den einschlägigen Werken gab es zunächst einen Überblick über die (Männer-)Kunst und dann gab es ein Extrakapitel: Kunst von Frauen, sozusagen als Sonderform. Gemälde von Frauen galten als eher minderwertig, man sprach von „Damenmalerei“. Das änderte sich um die Jahrhundertwende. Gerade auch durch Vereine wie den Württembergischen Malerinnenverein wurden die Frauen immer mehr in die Kunstszene integriert.

Eugenstraße 17

Johanna Koch arbeitete im Württembergischen Malerinnenverein auch in der Organisation mit. So war sie vor dem Ersten Weltkrieg im Verwaltungsausschuss und in der Jury tätig.

Der Verein hatte 1907 ein eigenes Vereinshaus in der Eugenstraße 17 gekauft. Dort wurden keine großen Gruppenausstellungen mehr geplant. Die Frauen versuchten verstärkt in den allgemeinen Ausstellungen der Stadt unterzukommen.

1933 wurde der Verein gleichgeschaltet und verlor 1939 sogar seine frauenspezifische Ausrichtung. 1945 wurde der Verein dann in Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs umbenannt, dem Johanna Koch bis zu ihrem Tode 1951 angehörte.

Das Haus des Malerinnenvereins wurde als einzige Ausstellungsstätte in Stuttgart im Krieg nicht zerstört, sodass bereits 1945 erste Ausstellungen stattfinden konnten.

Eine „schwäbische Impressionistin“

Die Bilder von Johanna Koch decken ein breites Spektrum von der Porträtmalerei, über Figuren in Landschaften bis zur reinen Landschaftsmalerei ab. In späteren Jahren wandte sie sich auch der Bildhauerei zu. Sie wird, wie ihre Lehrer, zu den „schwäbischen Impressionisten“ gezählt. Leider sind viele ihrer Werke, von denen man in Ausstellungskatalogen gelesen hat, nicht mehr aufzufinden.

Kunstmuseum Stuttgart

Die städtische Galerie Stuttgart hatte unter nationalsozialistischer Führung viele Bilder schwäbischer Künstler aufgekauft, so auch einige Bilder von Johanna Koch. Das Ziel war der Aufbau eines Museums für „schwäbische“ Kunst. Das Kunstmuseums hat diese im Rahmen der Ausstellung „Der Traum vom Museum ‚schwäbischer‘ Kunst“ 2020 ausgestellt.

Fünf Bilder von Johanna Koch sind heute noch im Besitz des Kunstmuseums, werden aber zurzeit nicht ausgestellt.

Heutige Bebauung Daimlerstraße 21 (privat)

Laut Adressbuch wohnte Johanna Koch ab 1917 in der Daimlerstraße 21 in Cannstatt. Das Haus gehörte der Familie Koch, die im Erdgeschoss eine Eisenwaren- und Stahlwarenhandlung betrieb. Im ersten Stock wohnten Johanna und Auguste Koch. Es ist gut möglich, dass Johanna hier auch ihr Atelier hatte.

Die Wohnung und auch ihr Atelier wurden 1943 bei einem Bombenangriff zerstört und Johanna Koch zog nach Feuerbach, wo sie 1951 starb.

Elisabeth Skrzypek

Links

Literatur

  • Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Zur Geschichte des Württembergischen Malerinnenvereins und des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs. Band I+II. Klett-Cotta, Stuttgart 1999
  • Kai Artinger: Das Kunstmuseum Stuttgart im Nationalsozialismus: der Traum von „schwäbischer“ Kunst, hg. vom Kunstmuseum Stuttgart, Köln 2020

Bildnachweise

  • Wiesental
    Öl auf Leinwand, 52 x 66 mit Rahmen,
    1939 von der Galerie der Stadt Stuttgart erworben, heute Kunstmuseum Stuttgart
  • Alte Staatsgalerie Stuttgart
    Von Julian Herzog, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27848658
  • Neckar
    Öl auf Leinwand, 54 x 67 mit Rahmen
    1935 von der Galerie der Stadt Stuttgart erworben, heute Kunstmuseum Stuttgart
  • Schwäbischer Bauer
    Öl auf Leinwand, 97 x 70 mit Rahmen, 1943 von der Galerie der Stadt Stuttgart erworben, heute Kunstmuseum Stuttgart
  • Kunstmuseum Stuttgart
    Von Julian Herzog, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27847871

Ich danke dem Kunstmuseum Stuttgart für die Genehmigung, die Bilder von Johanna Koch im Blog zu nutzen.

Geschichte der Brunnen-Realschule – die ersten 100 Jahre

Brunnen-Realschule (Foto privat)

Der Name der Brunnen-Realschule lautete im Jahr ihrer Gründung 1875 Cannstatter Mädchen-Mittelschule, eine Schule also für Cannstatter Mädchen. Zudem machte das Wort Mittel klar, dass sie für die Töchter der Mittelschichtsfamilien vorgesehen war. Es gab die Volksschulen für das Volk und die Höheren Töchterschulen für die Töchter aus den höheren Gesellschaftsschichten. Und nun gab es auch eine Schule für die Töchter der Cannstatter Mittelschichten.

Eine Schule für die Töchter der Cannstatter Mittelschicht

Dazu gehörten die allermeisten bürgerlichen Familien. Das waren Beamtenfamilien, Kaufleute, Handwerker. Viele dieser Familien wünschten für ihre Töchter eine über die Volksschule hinausgehende Bildung, konnten oder wollten aber keine Höhere Töchterschule finanzieren. Statt einer Berufsausbildung sollten die Mädchen auf ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter vorbereitet werden. Das konnte für diese Mädchen aber auch bedeuten, dass sie einen Geschäftshaushalt mit all seinen Anforderungen führen mussten.

König Karl I.

So entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überall in Deutschland die Mittelschulen. 1864 hatte auch das Königreich Württemberg beschlossen, verstärkt Mittelschulen für Mädchen und Jungen zu gründen. Vielleicht ist dieser Erlass auch auf den neuen eher liberalen König Karl zurückzuführen, der im gleichen Jahr den Thron bestiegen hatte.

Bis 1900 gab es im Königreich Württemberg 37 Mittelschulen, davon waren 25 für Mädchen, neun für Jungen und Mädchen, aber nur drei für Jungen!

Cannstatt befand sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Aufschwung. Die Industrie wuchs und brachte auch viele bürgerliche Familien nach Cannstatt. Es gab viele gute Schulen: Cannstatt genoss Ende des 19. Jahrhunderts den Ruf als hervorragende Schulstadt. Für Mädchen gab es insbesondere die Höhere Töchterschule in der heutigen Kreuznacher Straße. Diese war aber für viele Bürgerfamilien in Cannstatt zu teuer. So trafen sich am 14. November 1874 Cannstatter Väter im Gasthaus Bären und beschlossen, eine Mädchenmittelschule zu gründen. Das Wirtshausschild des Bären hängt immer noch an dem Haus, direkt neben dem Rathaus.

Wirtshausschild „Bären“ (Foto privat)

Am 10. Mai 1875 wurde die Cannstatter Mädchenmittelschule mit vier Klassen und 159 Schülerinnen gegründet, also sofort eine große Schule mit großen Klassen.

Das Schulgeld wurde bewusst niedrig gehalten, damit die Schule auch von Töchtern aus nicht wohlhabenden Familien besucht werden konnte. Dies wurde allerdings von diesen zunächst nur wenig genutzt. Aber durch das relativ niedrige Schulgeld wurde die Mädchenmittelschule sofort eine Konkurrenz für die Höhere Töchterschule, deren Schülerinnenzahl in Folge sank.

Die Anfänge in der Hofener Straße mit vier Klassen

Drei Lehrer und eine Lehrerin unterrichteten die vier Klassen. Der Mittelschullehrer Christian Leimenstoll wurde nach einigen Jahren Oberlehrer und war noch sehr lange an der Schule tätig.  Daneben gab es die beiden Lehrer Sartor und Schwarzmayer. Dazu kam „Fräulein“ Nerz.

Seit 1888 war die Lehrerin Marie Leimenstoll an der Schule, wahrscheinlich eine Tochter vom Oberlehrer Christian Leimenstoll, die als Lehrgehilfin begann und ab 1900 auch eine eigene Klasse unterrichtete.

Der Unterricht begann morgens um 8 Uhr und endete bereits um 11 Uhr. Nach der Mittagspause kamen die Schülerinnen meist wieder für zwei Stunden zum Nachmittagsunterricht in die Schule zurück. Neben Lesen, Schreiben, Rechnen und Biblischer Religion, den Fächern der Volksschulen, wurde ab der dritten Klasse auch Französisch unterrichtet, die wichtigste Fremdsprache in den ersten Jahren. Erst später wurde sie von Englisch abgelöst. Außerdem standen ab der dritten Klasse Realien (Naturwissenschaften, Technik, Wirtschaft u.a.) und Zeichnen auf dem Lehrplan. Alle Klassen hatten daneben vier Handarbeitsstunden in der Woche. Unterrichtet wurde auch am Samstag, nur der Sonntag war frei.

1876 wurde eine fünfte Klasse unter dem Lehrer Fischer eingerichtet, der zuvor an der Höheren Töchterschule unterrichtet hatte. Nach Angaben des Bezirksschulinspektors Schüz war dieser „insbesondere in der Pflege des städtischen Mädchenturnens bahnbrechend den anderen Anstalten des Landes vorangegangen“.

Zunächst wurden die Mädchen 1875 in einem Privathaus in der Hofener Straße 5 unterrichtet. Die Hofener Straße war damals länger als heute und das Gebäude Nr. 5 befand sich in der Nähe der heutigen Jahn-Realschule. Der Fabrikant Pappenheimer hatte der Schule die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

Ein großes Gebäude zusammen mit der Frauenarbeitsschule und der Fortbildungsschule

Mädchenmittelschule an der Kanalstraße
(heutige Überkinger Straße)

Zwei Jahre später übersiedelte die Schule in ein Gebäude zwischen der Brunnen- und der heutigen Überkinger Straße. Allerdings war es in dem Gebäude von Beginn an sehr eng, da im gleichen Haus auch eine Frauenarbeitsschule untergebracht war. In Frauenarbeitsschulen konnten Frauen nähen lernen, um damit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

1895 wurde dort zudem eine auf die Mittelschule aufbauende Fortbildungsschule errichtet, die im ersten Jahr bereits 76 Schülerinnen besuchten. Fortbildungsschulen sollten auf einen Beruf vorbereiten und waren die Vorläufer der Berufsschulen.

Die Mittelschule war also stark mit der Berufsausbildung der Mädchen verbunden. Zwar haben nur wenige tatsächlich eine Berufsausbildung angestrebt, für die meisten Mädchen war eine Ehe geplant. Aber nicht alle konnten oder wollten heiraten, und für diese Mädchen war es notwendig, einen Beruf zu erlernen, um sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen zu können. Außerdem mussten viele Mädchen lernen, einen Geschäftshaushalt zu führen, sie mussten rechnen können, Geschäftspost erledigen können, Buchführung beherrschen.

Die Cannstatter Mädchen-Mittelschule wuchs zunächst stark an und hatte 1890 bereits 358 Schülerinnen. Danach nahm die Zahl allerdings ab. Im Jahr 1900 lernten nur noch 276 Schülerinnen, nun aber in sieben Klassen.

Wilhelmsbad 1868 und heute

Dennoch zieht sich die Klage über Raummangel durch die gesamte Geschichte der Cannstatter Mädchen-Mittelschule. Nach dem Zusammenschluss zwischen Cannstatt und Stuttgart 1905 erhielt die Mittelschule zusätzliche Räumlichkeiten im ehemaligen Hotel Wilhelmsbad. Dort befanden sich neben dem Rektorat vier Klassen, das Lehrmittelzimmer und die Hausmeisterwohnung. Außerdem erhielt die Mittelschule Räume in der Wilhelmschule, der Volksschule, die sich am heutigen Standort der Brunnen-Realschule befand.

Schreibbüro um 1900

Die Mittelschule führte damals eine 8. und 9. Klasse ein und nahm Maschinenschreiben und Buchführung mit in ihren Fächerkanon auf. Auch diese Fächer sollten die Mädchen auf eine Berufstätigkeit im Büro vorbereiten. Zumindest für die Zeit, bis sie heirateten.

Unregelmäßiger Unterricht während des Ersten Weltkriegs

Während des Ersten Weltkriegs konnte der Unterricht nicht regelmäßig stattfinden. Oft fiel er aus, wenn es zu wenig Kohle gab, um die Klassenzimmer zu heizen. Zudem waren viele männliche Lehrer in den Krieg eingezogen worden, sodass Schichtunterricht betrieben werden musste.

Nach dem Krieg wurde die Schule dann komplett umstrukturiert. Die vierjährige Grundschule wurde organisatorisch aus der Mittelschule ausgegliedert, auch wenn diese weiterhin in den Räumlichkeiten der Mittelschule betrieben wurde. Das war damals die sogenannte Spitalschule in der Brunnenstraße.

Die Mittelschule selber wurde 5-stufig, wobei die letzte Klasse, die neunte, nur noch Repetierklasse für den Stoff der vorangegangenen Jahre sein sollte. Dagegen wehrten sich aber die Eltern, sie wollten, dass ihre Töchter auch in der letzten Klasse noch etwas Neues lernten, sie wollten eine gute Bildung für ihre Töchter.

Aufbauklassen führen ab 1926 zur Mittleren Reife

1925 feierte die Cannstatter Mädchen-Mittelschule ihr 50-jähriges Bestehen unter der Leitung von Rektor Georg Knehr. Ein Jahr später wurden für die Mädchen Aufbauklassen angeboten, in die sie nach der dritten Klasse der Mittelschule und einer entsprechenden Prüfung wechseln konnten. Nach diesen Aufbauklassen konnten die Mädchen die Mittlere Reife ablegen. Das war der erste wirklich anerkannte Schulabschluss, den aber noch lange nicht alle Mädchen anstrebten.

FächerA 4A 5A 6
Religion222
Deutsch444
Geschichte
Staatsbürgerkunde
222
Erdkunde Heimatkunde21-22
Englisch555
Französisch3-443-4
Rechnen Mathematik4-554
Naturwissenschaften3-443-4
Zeichnen Kunst222
Musikpflege111
Leibesübung222
Zusammen30-3330-3130-32
Stundenplan der drei Aufbauklassen (1928)

Zum Deutsch-Unterricht gehörte das Lesen von Gedichten, Balladen, Dramen, aber auch von Prosa, daneben auch das Schreiben von Aufsätzen und Sprachkunde. In Mathematik sollten in der vierten Klasse insbesondere Aufgaben aus dem bürgerlichen Leben gerechnet werden. Themen waren auch die Wertpapiere und die Aktienkurse. In der fünften und sechsten Klasse kam dann Algebra hinzu. Aber auch hier wurde Wert auf das Rechnen im Haushalt und im Geschäft gelegt: „Berechnung zum Aufdecken von Ersparnismöglichkeiten im Haushalt unter weitgehender Verwendung der Prozentrechnung und mit Benutzung des Handelsteils der Zeitung“. Es ging um Erzeugerpreise, Verdienstspannen, Renten und Versicherungen.

Die Mittlere Reife als Abschluss war also nur einigen Schülerinnen vorbehalten, die zuvor eine besondere Aufnahmeprüfung durchlaufen hatten. Der Mittelschulrektor Birkle, damals eine der bekanntesten Persönlichkeiten des württembergischen Mittelschulwesens, hatte sich Zeit seines Lebens für den allgemeinen Abschluss der Mittleren Reife nach der Mittelschule eingesetzt. Als er 1937 in den Ruhestand verabschiedet wurde, forderte er in seiner Rede, dem Vorbild Preußens und der anderen mittel- und norddeutschen Staaten zu folgen, um auch hier diesen Abschluss zu ermöglichen. Nach Einführung der württembergischen Hauptschulen im Jahr 1941 wurden in der Realschule die Aufbauklassen abgeschafft und die Mittlere Reife nach der sechsten Klasse für alle eingeführt.

Fast vollständige Zerstörung der Gebäude während des Zweiten Weltkriegs

Auch während des Zweiten Weltkriegs konnte der Unterricht nur in verkürzter Form angeboten werden. Bei den Bombenangriffen auf Stuttgart, durch die Cannstatt aufgrund seiner Industrie und Bahnlinien sehr stark betroffen war, wurden auch die Gebäude der Schule großenteils komplett zerstört.

1943 wurde die Schule zusammen mit der Jahn-Mittelschule für Jungen aufs Land umquartiert. Sechs Mädchenklassen kamen nach Langenau bei Ulm, zwei nach Schliffkopf, eine nach Fornsbach und eine nach Ebnisee. In Langenau waren die Mädchen in Familien untergebracht, in Fornsbach und Ebnisee in Lagern.
Die Lager der Kinderlandverschickung unterstanden damals der Hitlerjugend, die ihre Macht gegenüber den „alten“ LehrerInnen teilweise schikanierend ausnutzte.
Viele Mädchen hatten Heimweh, bei manchen war dies so groß, dass sie sich wieder auf den Weg zurück zu ihren Eltern nach Cannstatt machten.

Aufgrund der Kälte und der Kohleknappheit konnte auch auf dem Land immer weniger unterrichtet werden. Als die Schule in Langenau ihre Räume an das ausgelagerte Stuttgarter Paketpostamt abtreten musste, hielt der Lehrer Baumann den Unterricht teilweise in einem Raum der Wirtschaft und teilweise in seinem eigenen Wohnzimmer ab. Aber es gingen immer mehr Schülerinnen wieder nach Cannstatt zurück zu ihren Eltern, die die Besatzung erwarteten und ihre Kinder bei sich haben wollten. Die letzten zwölf Schülerinnen nahm der Lehrer Baumann selber auf seinem Umzugswagen mit zurück nach Cannstatt.

Zusammenlegung mit der Jahn-Realschule, Unterricht in Altenburgschule und Schillerschule

Da in Cannstatt alle Gebäude der Mädchen-Mittelschule zerstört waren, wurde sie mit der Jahn-Realschule zusammengelegt. Das Gebäude der Jahn-Realschule war allerdings von den Amerikanern besetzt und der Unterricht fand daher zunächst in der Altenburgschule und der Schillerschule statt. Zwölf Klassen mussten in die Altenburgschule. Eine Zeitzeugin berichtet von dem Schulweg zur Altenburgschule: Die Neckarbrücken in Stuttgart waren alle in den letzten Tagen von den Deutschen gesprengt worden, um den Vormarsch der Alliierten zu verhindern. So lag die Wilhelmsbrücke einseitig im Neckar. Sie war nur von der Marktstraße aus begehbar, auf der anderen Seite mussten die SchülerInnen über ein Brett hoch zur Straße. Ein abenteuerlicher Schulweg.

Wilhelmsbrücke (Foto privat)

Der Unterricht begann im Sommer 1945 zunächst mit nur wenigen Lehrern. Einige der Männer waren noch in Kriegsgefangenschaft, manche LehrerInnen waren wegen ihrer Nähe zum Nationalsozialismus vom Dienst suspendiert.

In beiden Schulen fehlte es zudem an Heizmaterial, sodass der Unterricht in ungeheizten Räumen stattfand. Wenn Stühle fehlten, wurde der Unterricht im Stehen abgehalten. An Lehr- und Lernmittel, an Schulbücher war nicht zu denken.

In der Altenburgschule gab es 620 SchülerInnen in 20 Klassen, die in nur 5 Zimmern unterrichtet werden mussten. 1946 waren 12 LehrerInnen an der Schule und jede Lehrkraft musste dabei zwei Klassen übernehmen: eine vormittags, eine nachmittags.

Unzureichende Versorgung der Familien mit Nahrung und Kleidung

Jahn-Realschule (Foto privat)

In einem Bericht von 1946 wurde festgestellt, dass 10 – 20% der SchülerInnen nur ungenügende Kleidung hatten. Vor allem warme Kleidung und Schuhe fehlten. Manche Kinder konnten nicht in die Schule kommen, weil sie keine Schuhe hatten. Außerdem waren viele Kinder unterernährt. „Die Kinder haben viel Hunger, häufig entweder kein Frühstück oder kein Vesper, manche beides nicht.“ Folgen der Unterernährung waren Kopfweh, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die SchülerInnen ermüdeten schnell und konnten sich nicht konzentrieren. Deswegen war die Schulspeisung sehr wichtig. Ein Anrecht auf die Speisung hatten 1946 aber nur 261 SchülerInnen. Insbesondere die Kinder aus Familien, in denen die Väter fehlten, waren unterernährt. Am günstigsten sah es in den Familien aus, die ein Geschäft oder sogar eine Landwirtschaft hatten.

Nach hartem Kampf konnte die Mittelschule (für Jungen und Mädchen) 1947 wieder zurück nach Cannstatt in die heutige Jahn-Realschule verlegt werden. Im November 1947 war die Zahl der SchülerInnen auf 818 angewachsen, die sich auf 20 Klassen aufteilten. Für diese 20 Klassen standen zehn Klassenzimmer zur Verfügung. Es wurde also weiterhin im Schichtbetrieb unterrichtet.
Schulleiter war ab 1948 Dr. Konzelmann.

Als die Schule 1950 ihr 75-jähriges Bestehen feierte, besuchten fast 1000 Kinder die Schule, wobei die Mädchen deutlich in der Überzahl waren.

75-Jahr-Feier der Mädchen-Mittelschule 1950

1953 wurden die Jungen und Mädchen wieder getrennt. Man sah die Zusammenlegung von 1945 bis 1953 als Notlösung an, die es dringend zu beheben galt. Die Jungen blieben in ihrer Schule und die Mädchen mussten sich, da sie kein eigenes Gebäude mehr hatten, auf acht verschiedene „Filialen“ verteilen. Es gab Räumlichkeiten in Münster, in der heutigen VHS in der Kreuznacher Straße, in der Jahn-Mittelschule, in der Wartburg, dem Wohnheim in der Brunnenstraße, das heute von der eva betrieben wird, in der Sommerrainschule, in der Schiller-Schule und in der Altenburgschule. In einem Klassenzimmer waren teilweise 85 Schülerinnen. Dabei arbeiteten die LehrerInnen teilweise noch an beiden Mittelschulen. Größere Veranstaltungen und Versammlungen des Elternbeirats wurden gemeinsam abgehalten.

Aufteilung der Mädchen-Mittelschule auf sieben Standorte

Aber das waren eigentlich unhaltbare Zustände. „Die Unruhe und Unregelmäßigkeit des Schichtunterrichts, das ewige Hin und Her von Klassenzimmer zu Klassenzimmer, von Schulhaus zu Schulhaus, von Behelfsraum zu Behelfsraum verstärkt die Zerfahrenheit und die seelische Unausgeglichenheit der Schüler, die, wie die Psychologentagung im Kursaal schon vor drei Jahren feststellte, zu 60% irgendwie gegenüber früher als neurotisch angesehen werden müssen. Die seelischen Belastungen wirken sich nachteilig auf die Gesundheit der Schüler aus. Kaum eine Woche vergeht, wo nicht eine Schülerin ohnmächtig aufs Rektorat getragen oder geschleppt wird.“

Der Stuttgarter Gemeinderat beschloss daher einen Neubau in der Nähe der alten Schulgebäude. Am 16.9.55 war die Grundsteinlegung für die neue Mädchen-Mittelschule, am 1. April 1957 wurde sie unter der Leitung von Rektor Prof. Kubach eingeweiht.

1957 Grundsteinlegung für eine neue Schule

1961 übernahm Kaufmann die Leitung, nachdem Konrektor Aikele die Schule ein Jahr lang kommissarisch geleitet hatte. Die Schule war nun die größte Mädchen-Mittelschule Stuttgarts.

1966 erhielt die Cannstatter Mädchen-Mittelschule den Namen Cannstatter Mädchen-Realschule.
Mit dem Schuljahr 1974/75 konnten auch Jungen die Schule besuchen, die Koedukation wurde eingeführt. Nach 20 Jahren Trennung durften Mädchen und Jungen wieder gemeinsam unterrichtet werden.
Natürlich musste nun wieder ein neuer Name gesucht werden. Es gab verschiedene Vorschläge: Elsa-Brandström-Schule oder Käthe-Kollwitz-Schule. Aber der Verwaltungsausschuss entschied sich wegen ihrer ehemaligen Lage an der Brunnenstraße für den Namen Brunnen-Realschule.

Elisabeth Skrzypek

Literatur und Quellen

  • Das Jubiläum des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Mädchen-Mittelschule in Cannstatt, 30. Mai 1900
  • Wilhelm Baumann: Geschichte der Mittelschule, 1950 und 1955 (Manuskript im Archiv der Brunnen-Realschule)
  • 100 Jahre Brunnenrealschule, Stuttgart 1975
  • Akten des Archivs der Brunnen-Realschule

Ich bedanke mich herzlich bei Rektor Sascha Weigand-Käß und Birgit Thaler für ihre Unterstützung.

Bildnachweise

  • König Karl I.:
    Richard Lauchert, RudolfSimon, 26. Juni 2015, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41238147
  • Zeichnung Mädchen-Mittelschule: Archiv der Brunnen-Realschule
  • Wilhelmsbad 1868:
    Manfred Schmid, 250.000 Jahre Cannstatter Geschichte, Stuttgart 1989, S.72
  • Schreibbüro 1900:
    Daimler-Archiv
  • Beide Fotos von der Feier zum 75-jährigen Bestehen der Schule 1950:
    Archiv der Brunnen-Realschule
  • Fotos vom Schulgebäude privat

Das Elly – Von der Höheren Töchterschule zum Gymnasium

Neben dem Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, das überall nur „das Elly“ heißt, entstand in den letzten Jahren ein Neubau, in den das Gymnasium Ende des Jahres umziehen wird. Dann wird das alte Elly abgerissen und ebenfalls durch einen Neubau ersetzt. Eine Schule im Umbau.

Das „alte“ Elly

Dies ist nicht die erste räumliche Veränderung im Laufe der langen Schulgeschichte. Offiziell wird als Gründungsdatum der Schule der 15. August 1879 genannt. An dem Tag wurde die Schule von der Stadt Cannstatt übernommen. Das ist also das Gründungsdatum der öffentlichen Schule. Aber die eigentliche Gründung der Schule war ein paar Jahre früher – und spektakulär.

Das Kleemannsche Institut von 1852

Im 19. Jahrhundert war Cannstatt ein Badeort, von weit her reisten die Menschen an, um hier das Mineralwasser und die gute Luft (!) zu genießen. Es war nicht so mondän wie Baden-Baden, eher beschaulich. Und so dachten viele, was für eine Kur gut ist, kann auch für Schulen gut sein. Daher wurden in Cannstatt einige sogenannte Institute gegründet, in denen Schüler und Schülerinnen von weit her – auch die Kinder der Kurgäste – untergebracht und unterrichtet wurden.

Eines davon war das Kleemannsche Institut für Mädchen.
Bereits 1825 hatten die Cannstatter Bürger eine Privatschule für ihre Töchter gegründet. Da sie mit den Jahren anwuchs, nahmen sie 1852 Kontakt zu Karl Kleemann auf, der bereits in Reutlingen ein Töchterinstitut betrieben hatte. Er wechselte nun nach Cannstatt und eröffnete am 1. Juli 1852 das Kleemannsche Institut für auswärtige Pensionärinnen und für die Töchter der Cannstatter Bürgersfamilien.

Kleemannsches Institut, im Hintergrund Schloss Rosenstein und der Rosensteintunnel mit der Eisenbahn

Die Schule befand sich zunächst an der Brückenstraße 2, also in der Neckarvorstadt, wo heute Rilling seinen Sekt produziert. Dort wurden nur Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren unterrichtet. 1858 zog die Schule um an den Wilhelmsplatz und 1865 dorthin, wo sich heute das B & B Hotel, König-Karl-Straße 78, befindet.

Damals gab es dort noch keine König-Karls-Brücke und auch noch keine dorthin führende Straße. Es war eine Grünanlage, von der man einen herrlichen Blick über den Neckar auf Berg und auf Schloss Rosenstein hatte. Die Eisenbahn, die schon damals ziemlich nah vorbeifuhr,  wurde eher als Zeichen des Fortschritts denn als störend empfunden.

Ausschluss der Cannstatter Töchter

Bis 1871 hatten dieses Institut über 700 Schülerinnen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Russland besucht, aber die Cannstatterinnen durften seit 1865 das Institut nicht mehr besuchen. Nachdem die Stadt Cannstatt zwei weiteren Instituten erlaubt hatte sich in Cannstatt niederzulassen, war Karl Kleemann so erbost, dass er die Töchter der Cannstatter Familien ausschloss. Dies wiederum ärgerte die Cannstatter Bürger dermaßen, dass sie angeblich sogar die Scheiben seines Instituts einschmissen. Ein Skandal, der aber noch im gleichen Jahr zur Gründung einer privaten Schule im Besitz der Cannstatter Bürgerfamilien führte. Sie hatten zusammen Geld aufgebracht und innerhalb kürzester Zeit eine Schule für ihre Töchter gegründet. Geleitet wurde die Schule von einem Ausschuss Cannstatter Bürger. Schulvorsteher wurde August Volz, ein Theologe, der zuvor am Kleemannschen Institut unterrichtet hatte. Volz entwickelte maßgeblich den Lehrplan. Eduard Pfeiffer, der Ende des 19. Jahrhunderts die Kolonie Ostheim hatte bauen lassen, richtete für die Schule eine Stiftung ein, mit deren Hilfe Lernmittel bezahlt werden konnten und Schulgeldbeiträge für die „unbemittelten“ Schülerinnen. Die Stadt Cannstatt unterstützte die Schule von Beginn an jährlich mit 450 Gulden.

Unterrichtet wurde zunächst in angemieteten Räumen in der Seelbergstraße, in fünf Klassen, in denen 62 Schülerinnen zwischen 6 und 16 Jahren saßen. Sie hatten fünf LehrerInnen: den Vorstand August Volz, der nach einem Jahr von Otto Schanzenbach abgelöst wurde, einen Elementarlehrer für die unteren Klassen, eine Elementarlehrerin, eine Sprachlehrerin und eine Arbeitslehrerin.

Da Cannstatt in dieser Zeit stark anwuchs und viele wohlhabende Familien zuzogen, verdoppelte sich die Zahl der Schülerinnen nach vier Jahren, nach acht Jahren verdreifachte sie sich. 1875 wurden bereits 240 Schülerinnen in acht Klassen von elf LehrerInnen unterrichtet.

Erste Schulhäuser in der Kreuznacher Straße (Ludwigstraße)

Erstes eigenes Schulgebäude der Höheren Töchterschule Cannstatt
Ecke König-Karl-Straße (Vordergrund) / Kreuznacher Straße

Die Schule baute mit Hilfe eines von den Eltern gegründeten Aktienvereins ein eigenes Schulgebäude Ecke König-Karl-Straße / Kreuznacher Straße (früher Königstraße / Ludwigstraße), das am 3. Februar 1868 eingeweiht wurde. Die Stadt hatte den Eltern das Grundstück günstig überlassen. Als auch dies Haus nicht mehr ausreichte, wurde 1872 daneben (heute Kreuznacher Straße 13, wo sich die VHS befindet) ein größeres Haus gebaut. Dort war nun auch Platz für eine eigene Schulbibliothek.

Wie sah nun der Lehrplan aus? Französisch war von Beginn an Pflicht. Englisch war ein Wahlfach, für das extra Schulgeld gezahlt werden musste. Deutsch wurde natürlich unterrichtet, für die höheren Klassen auch Literaturgeschichte. Zeichnen gab es von Beginn an, Turnen fehlte zunächst. Die Schule orientierte sich an den Vorgaben des Deutschen Vereins für das Mädchenschulwesen, der im Gegensatz zum Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein eine konservative Richtung vertrat. Er ging von der zweitrangigen Bedeutung weiblicher Lehrkräfte für die Ausbildung der Mädchen aus. So waren an dieser Schule zwar auch Lehrerinnen angestellt, aber sie spielten eine eher untergeordnete Rolle.

Finanzielle Probleme

Zweites Schulgebäude Kreuznacher Straße 13,
vorne links altes Schulgebäude

Die Wirtschaftskrise 1873 brachte finanzielle Probleme für die Schule, da die Eltern nicht mehr in der Lage waren, die Schule großzügig zu unterstützen. Hinzu kam die Konkurrenz durch die Gründung einer Mädchenmittelschule, die auf städtische Kosten betrieben wurde. Sie hatte einen ähnlichen Stundenplan, aber die Mädchen wurden lediglich bis zum Alter von 14 Jahren unterrichtet. Das Schulgeld war um einiges billiger als das für die Höhere Töchterschule. So ging die Zahl der dortigen Schülerinnen zurück.

Entwicklung zur Realschule

1876 verließ der Schulleiter Otto Schanzenbach die Schule, sein Nachfolger wurde Emil Conz. Mit ihm erhielt die Schule eine stärkere reale Ausrichtung, neue Lehrer wurden eingestellt, die eine entsprechende Ausbildung hatten. Es ging dabei weniger um die klassischen alten Sprachen Latein und Griechisch wie an den Höheren Schulen für Jungen, sondern um Wissen, das für das „reale“ Leben benötigt wurde: moderne Sprachen, Literatur, Kunst, Geographie, Geschichte, Naturkunde, Zeichnen, Religion und natürlich Feine Handarbeiten.

Kreuznacher Straße 13 heute, VHS

Da die Frauen im 19. Jahrhundert noch nicht zum Universitätsstudium zugelassen waren, für das man Latein und Griechisch benötigte, wurde an der Höheren Töchterschule auf die alten Sprachen verzichtet.

Ziele der Schulbildung waren, bei den jungen Frauen „Lust und Befähigung für geistige Arbeit“ zu erwecken, sie sollten zu „gebildeten Jungfrauen und Frauen“ erzogen werden und sie sollten zum „Denken und Urteilen, zu geistiger Selbständigkeit“ erzogen werden. Eigentlich fast modern anmutende Ziele.

Übernahme der Schule durch die Stadt 1879

Am 15. August 1879 übernahm nun die Stadt Cannstatt die Höhere Töchterschule. Dies Datum wird heute als Geburtsstunde der Schule gefeiert, obwohl die Schule bis zu diesem Zeitpunkt schon eine 14-jährige Geschichte als private Höhere Töchterschule hinter sich hatte. Nun stieg die Zahl der Schülerinnen wieder an und es gab bis 1903 zehn Klassen.

Neubau der heutigen Schillerschule

Drittes Schulgebäude: Heutige Schillerschule

In den Vertrag über die Vereinigung zwischen Cannstatt und Stuttgart 1904 war das Versprechen Stuttgarts aufgenommen worden, für die wachsende Höhere Töchterschule einen Neubau zu erstellen. So konnte die Schule 1908 in die neu errichtete Schule in der Wiesbadener Straße ziehen. Die heutige Schillerschule war in erster Linie für die Höhere Töchterschule vorgesehen und sollte zusätzlich eine Volksschule aufnehmen. Daher gab es zwei Eingänge. Von der Wiesbadener Straße (früher Schillerstraße) aus betraten die Höheren Töchter ihre Schule, von der Martin-Luther-Straße (früher Teckstraße) betraten die VolksschülerInnen ihre Schule.

Erste Abiturientinnen

Unter dem neuen Schulleiter Wilhelm Dürr (1922 – 1932) konnten 1931 die ersten Mädchen ihr Abitur in der sogenannten Höheren Mädchenrealschule ablegen, bevor diese dann 1937 in Oberschule für Mädchen Stuttgart-Bad Cannstatt umbenannt wurde. Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurden überall die „ausländischen“ Namen Realschule und Gymnasium in Oberschule umgewandelt. Die Schule hatte vor dem Zweiten Weltkrieg 430 Schülerinnen.

1944 wurden die Schülerinnen aufs Land geschickt, um sie vor den Bomben zu schützen, die auf Cannstatt fielen. Die Mädchen gingen nach Urach und nach Metzingen. Im Schulgebäude wurden russische Kriegsgefangene untergebracht, bevor es bei einem Bombenangriff schwer beschädigt wurde.

Schwieriger Neustart in der Nachkriegszeit unter weiblicher Leitung

Bereits im Oktober 1945 waren die Schäden am Schulgebäude soweit behoben, dass der Unterricht wieder starten konnte.
Die kommissarische Schulleitung übernahm nun in dieser schwierigen Zeit erstmals eine Frau: Julie Baur, die bereits seit 1919 an der Schule als Lehrerin tätig gewesen war. Ab 1951 war sie auch offiziell Schulleiterin. Sie meinte bei ihrer ersten Schulabschlussrede im Sommer 1946: „Wir können uns natürlich auch fragen: ist denn ein Anlass zum Feiern da? Was ist über uns hingegangen, seit wir als Schule zum letzten Mal hier zusammen waren! Wir haben Grausiges erlebt und viele sind fast darüber verzweifelt. Auch vielen von Euch, liebe Schülerinnen, sind Welten zusammengebrochen, und wir alle finden uns nur langsam zurecht in den Trümmern unserer zerschlagenen Heimat.“ Gleichzeitig gab Julie Baur einen Überblick über das erste Jahr nach dem Krieg: Es gab zu wenige LehrerInnen, da viele wegen zu großer Nähe zum Nationalsozialismus nicht zum Dienst zugelassen waren. Nur wenige Neue kamen dazu. Nicht alle Räume der Schule waren wiederhergestellt und so musste der Unterricht im Schichtbetrieb abgehalten werden. Erst im Januar 1946 genehmigte die Militärregierung eine Heizung, bis dahin fand der Unterricht in der Kälte statt.

Einführung von Latein und Koedukation

Unter der Schulleitung von Julie Baur wurde 1948 ein neusprachlicher Zug eingerichtet, in dem die Mädchen erstmals auch Latein als zweite Fremdsprache lernen konnten. Latein war für viele Studienrichtungen wie z. B. Medizin notwendig. Außerdem löste Julie Baur 1954 den Hauswirtschaftlichen Zug auf, der nicht zur Hochschulreife geführt hatte. Er war vorgesehen für Mädchen, die eine gehobene Stellung im pflegerischen oder sozialen Bereich anstrebten. Die Auflösung des Zuges wurde von einigen sehr bedauert. „Nicht nur Mütter, sondern auch Väter treten mit Wärme für diese Schulform ein. Es gibt Mädchen genug, deren Begabungsrichtung auf die hauswirtschaftliche Oberstufe hinweist.“
Im gleichen Jahr 1954, in dem die Schule ihr 75-jähriges Bestehen feierte, wurde sie in Gymnasium für Mädchen umbenannt. Sie war nun ein „echtes“ Gymnasium, in dem die Mädchen ein gleichwertiges Abitur erwerben konnten. 840 Schülerinnen besuchten das Gymnasium in 24 Klassen. (Die Zahl der Volksschüler im Gebäude war auf 1100 angestiegen.)

Zehn Jahre später 1964 wurde die Schule in Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium für Mädchen umbenannt. Die Schülerinnen hatten sich im Unterricht mit dem Lebenslauf dieser überaus bemerkenswerten Frau beschäftigt und wünschten sich nun, dass ihre Schule nach ihr benannt wurde.

Der Zusatz „für Mädchen“ fiel 1969 weg, als die Koedukation eingeführt wurde.

Das neue Elly

Umzug des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums in die Remstalstraße

1975 zog das Gymnasium mit 900 Schülern und Schülerinnen in den Neubau in der Remstalstraße, wo nun in diesem Jahr erneut ein Neubau auf den Bezug wartet.

Elisabeth Skrzypek

Literatur

  • Emil Kleemann: Nachricht über die Höhere Unterrichts- und Erziehungsanstalt für Töchter von 13 bis 18 Jahren, Cannstatt 1875
  • Louise Kübler: Bilder aus dem Töchter-Institut in Cannstatt, Regensburg 1877 (Württembergische Landesbibliothek)
  • Emil Conz: Bericht über die Höhere Mädchenschule in Cannstatt in den ersten 25 Jahren, Cannstatt 1890 (Württembergische Landesbibliothek)
  • Manfred Schmid: 250000 Jahre Cannstatter Geschichte, Stuttgart 1996
  • Karin de la Roi-Frey: Schulidee: Weiblichkeit: höhere Mädchenschulen im Königreich Württemberg 1806 – 1918, Dissertation an der Universität Tübingen, 2003

Herzlichen Dank für den Blick, den ich in das Archiv des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums werfen durfte.

Bildnachweise

  • Kleemannsches Institut:
    Manfred Schmid: 250.000 Jahre Cannstatter Geschichte, Stuttgart 1996, S.42
  • Erstes Schulgebäude Höhere Töchterschule:
    Cannstatter Zeitung 21.10.2004
  • Zweites Schulgebäude Höhere Töchterschule:
    Archiv des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums
  • Aktuelle Fotos Privat

Von Cannstatt nach China – Die Lebensgeschichte der Elisabeth Oehler-Heimerdinger

Brunnenstraße 3 (Foto privat)

Elisabeth Oehler-Heimerdinger war Schriftstellerin und arbeitete als Missionarin in China. Sie wurde 1884 in Cannstatt geboren und wuchs in einem pietistisch geprägten Elternhaus auf. Sie war das erste Kind und hatte fünf Geschwister. Die Familie hatte ein Textilwarengeschäft in der Brunnenstraße 3, in dem Haus, in dem sich heute Sport Haizmann befindet, also direkt neben der Stadtkirche.

Aufgewachsen im Schatten der Stadtkirche

Ihr Vater Eduard Heimerdinger hatte wie schon sein Vater das Handwerk des Bortenmachers erlernt, ein blühendes Geschäft in einer Zeit, in der Uniformen gefragt waren. In seinem Geschäft verkaufte er laut Adressbuch „Weiß-, Woll- und Sterbkleider und weitere Kurzwaren“.

In dem 1936 erschienenen Buch „Wie’s daheim war. Von Menschen, die durch meine Kindheit gingen“ beschreibt Elisabeth ihre Kindheit in Cannstatt sehr anschaulich. Wenn viel Kundschaft da war, musste die ganze Familie im Geschäft mitarbeiten. Elisabeth beschreibt den Garten des Großvaters an der Pragstraße und das Haus der Großmutter in der Helfergasse, wo noch Landwirtschaft betrieben wurde. Sie erzählt von den Streichen ihrer Brüder und von ihren Schulfreundinnen. Elisabeth besuchte die Höhere Töchterschule und musste durch die „Kastanienallee“, den heutigen unteren Kurpark zur Schule an der König-Karl-Straße laufen.

Ausgebildet um einen Haushalt zu führen

Nach Abschluss der Höheren Töchterschule schickten die Eltern sie in ein Mädchenpensionat in Neuchâtel. Ein Zeichen, dass die Familie wohlhabend war. Schon früh begann Elisabeth zu schreiben und wäre gerne Lehrerin geworden, aber ihre Eltern wollten sie gut verheiraten. So lernte sie im Anschluss an das Mädchenpensionat Kochen bei Hermine Kiehnle vom Schwäbischen Frauenverein, die das bekannte Kiehnle-Kochbuch herausgegeben hat. Für eine Tochter aus gutem Hause gehörte auch eine gewisse künstlerische Ausbildung dazu. So besuchte sie einen Kurs beim schwäbischen Landschaftsmaler Karl Schickhardt, der damals sehr populär war. Diese Kenntnisse nutzte sie auch bei der Illustration ihrer Bücher.
Nun war sie gut ausgebildet, um einen eigenen Haushalt führen zu können. Aber zunächst half sie noch im elterlichen Geschäft und Haushalt – und wartete auf den passenden Mann.

Heirat mit dem Missionar Wilhelm Oehler in Hongkong

Wilhelm Oehler, der Sohn des Cannstatter Dekans, hatte Theologie studiert und war seit einiger Zeit als Missionar in China tätig. Er warb 1908 um die Hand von Elisabeth. Ihre Freundin Maria, Wilhelms Schwester, hatte ihm von Elisabeth vorgeschwärmt. Ihre Eltern Eduard und Mathilde waren von der Werbung ganz angetan, denn der Status der pietistischen Familie erhöhte sich dadurch enorm, dass die Tochter zur Mission „auserwählt“ war.

Elisabeth nahm den Antrag gerne an, insbesondere weil sie Wilhelm bereits von früher kannte und mochte. Wahrscheinlich drängte es sie mit 24 Jahren auch, etwas anderes zu sehen als ihr Elternhaus in Cannstatt.

Die beiden verlobten sich, ohne sich wieder gesehen zu haben. Die Brautzeit verbrachten sie getrennt, er in China, sie in Cannstatt. Dann im Februar 1909 machte sie sich auf den Weg Richtung China. In ihrem Gepäck befand sich auch das „Brockhaus Conversationslexikon“. Ihre Eltern begleiteten sie über Basel, den Sitz der Mission, nach Genua, wo sie das Schiff Richtung China bestieg. Das Schiff konnte den 1869 gebauten Suezkanal nutzen, so war eine Umfahrung von Afrika nicht mehr notwendig. Elisabeth kam bereits am 12. März 1909 in Hongkong an. Dort holte Wilhelm Oehler sie mit einem Strauß weißer Rosen ab. Die Hochzeit fand im Basler Missionshaus in Hongkong statt.

Hochzeit von Elisabeth Heimerdinger und Wilhelm Oehler 1909 in Hongkong,
aus: Dagmar Konrad: Missionsbräute, S. 172 (Privatbesitz Oehler, Erdmannhausen)

Anschließend zogen die beiden weiter zur Missionsstation, er auf seinem kleinen Pferd und sie in einer Sänfte, die wahrscheinlich von Dienern getragen wurde. Die Missionsstation mit dem Namen Tschonghangkang (Hakka-Dialekt) lag etwa 50 km nördlich vom Hongkonger Hafen. Der Name der Mission lautet in Hoch-Chinesisch Zhangkengjing und unter diesem Namen findet man den Ort auch heute noch.

Großes Interesse an der Situation der chinesischen Frauen

Elf Jahre lebten Elisabeth und Wilhelm Oehler in der Missionsstation Tschonghangkang / Zhangkengjing. Elisabeth lernte die chinesische Sprache (wahrscheinlich Hakka-Dialekt) und die chinesischen Schriftzeichen. Sie begleitete ihren Mann auf seinen Missionierungsreisen und schrieb ihre Erlebnisse auf.

Insbesondere die Situation der chinesischen Frauen berührte sie sehr. Die Stellung der Frauen bei den Hakka war deutlich besser als im übrigen China. So mussten sie ihre Füße nicht binden, was im übrigen China noch weit verbreitet war. Bei dieser Prozedur wurden die Füße verkrüppelt, damit sie sehr klein und zierlich wirkten, so dass die Frauen teilweise gar nicht mehr gehen konnten. Die Hakka-Frauen dagegen konnten über weite Strecken laufen und auf den Feldern mitarbeiten. Dennoch galten auch bei ihnen die Mädchen weniger als die Jungen. Elisabeth Oehler-Heimerdinger erzählt in ihrem Buch „Ich harre aus“ die Geschichte einer Frau, die drei Söhne hatte, deren Geburten aber weit auseinanderlagen. Dazwischen waren sieben Mädchen auf die Welt gekommen, die alle getötet worden waren. Dies war durchaus üblich und es gab dafür sogar einen Ausdruck: „Mädchen schlagen“. Als Begründung wurde genannt, dass der Bauer nur Söhne brauchte, um sich im Streitfall verteidigen zu können. Töchter müsse man nur durchfüttern, bis man sie dann zur Hochzeit irgendwohin verkaufen konnte. Man hatte mehr Unkosten als Nutzen von Töchtern. Söhne hingegen blieben zuhause, für sie kaufte man eine Braut und dann halfen sie einem bei der Bewirtschaftung des Hofs. Elisabeth Oehler-Heimerdinger erzählt diese Geschichte aber nicht anklagend, verurteilt die Menschen nicht als „Wilde“, wie das sonst schon einmal in der sogenannten Missionsliteratur üblich war. Sie hatte insbesondere mit den Frauen Mitleid, die ihre Töchter töten mussten, um Platz für Söhne zu haben.

Elisabeth selbst kann als durchaus emanzipiert bezeichnet werden. Sie unterstützte zwar ihren Mann in der Ausübung seiner Missionsarbeit, schrieb aber auch selber Bücher. Für ihre Arbeit verfügte sie über ein eigenes Arbeitszimmer, das genauso groß war wie das ihres Mannes. Sie benutzte den Doppelnamen, um Verwechslungen vorzubeugen. Denn auch ihr Mann veröffentlichte Bücher über die Missionsarbeit in China.

Mit dem Verkauf ihrer Bücher sollten die Menschen in Deutschland angeregt werden, mehr für die Missionsarbeit zu spenden. Das Buch „Ich harre aus“ hatte fünf Auflagen und wurde auch ins Schwedische und Französische übersetzt.

In diesem Buch wie auch in den folgenden, in denen sie über die Situation in China berichtet, fertigte sie die Illustrationen selbst an.

Elisabeth Oehler
aus: Dagmar Konrad: Missionsbräute, S. 404 (Privatbesitz Oehler, Erdmannhausen)

Rückkehr der jungen Familie nach Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg

1911 erlebte sie den Zusammenbruch des chinesischen Kaiserreichs, dem eine Zeit politischer Unruhen folgte. Eine Rückkehr nach Deutschland verhinderte dann der Erste Weltkrieg.

Elisabeth und Wilhelm bekamen 1917 eine Tochter. Aber da durch die politischen Unruhen in China der Weg nach Hongkong abgeschnitten war, konnte kein Arzt durchkommen und ihre Tochter starb. 1918 brachte Elisabeth einen Sohn zur Welt, wurde aber selbst schwer krank. Erst 1920 konnte die kleine Familie die Rückreise nach Deutschland antreten.

Sie gingen nach Tübingen, wo Wilhelm Oehler die neugegründete missionswissenschaftliche Dozentur an der Theologischen Fakultät übernahm. Dort wurden noch ein zweiter Sohn und eine Tochter geboren. Elisabeth hielt Vorträge in der Heimatmissionsgemeinde und schrieb weitere Bücher, in denen sie von ihrem Leben in China berichtete. Sie nutzte ihre in China verfassten Tagebücher als Quelle.

Übersetzung chinesischer Gedichte

Elisabeth hatte mit Hilfe ihres Sprachlehrers in China sehr viele Gedichte gesammelt. In dem Buch „Das Frauenherz“ von 1925 veröffentlichte sie nun eine Sammlung chinesischer Lieder und Gedichte, die sie selbst ins Deutsche übertragen und in Reimform gebrachte hatte. Besonders bewegten sie die Brautlieder, die die jungen Frauen beim Abschied aus dem Elternhaus sangen. Dieser Tag wurde auch die „kleine Beerdigung“ genannt, weil die Frauen ihre Familie, ihre Heimat verlassen mussten und in ein oft fremdes Haus „verkauft“ wurden. Von Liebe ist hier nicht die Rede, nur von Trauer. Auch dieses Buch illustriertesie selbst.

In dem ebenfalls 1925 erschienenen Buch „Wie mir die Chinesen Freunde wurden“ beschreibt sie rückwirkend, wie wichtig für sie ihre Begegnungen mit den chinesischen Frauen waren.

Von Tübingen über Basel nach Erdmannhausen

1926 berief die Basler Mission Wilhelm Oehler nach Basel, wo dann ihr viertes Kind geboren wurde. 1932 übernahm Wilhelm die Pfarrstelle in Erdmannhausen.

Elisabeth Oehler-Heimerdinger schrieb weitere Bücher. Zumeist sind es Erinnerungen oder Geschichten, die sie gehört hat. Insgesamt gibt es 50 Veröffentlichungen von ihr.

1955 starb Elisabeth Oehler-Heimerdinger in Erdmannhausen.

Elisabeth Skrzypek

Literatur

  • Helga Müller: Elisabeth Oehler-Heimerdinger. Schriftstellerin und Missionarsfrau. Post aus China, in: Pro Alt-Cannstatt (Hg.): „Und die Frauen?“ Cannstatter Frauengeschichte(n) aus zehn Jahrhunderten, Ludwigsburg 2021, S. 170 – 175
  • Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission, Münster 2013
  • Hans-Albrecht Oehler: Elisabeth Oehler-Heimerdinger (1884 – 1955). Wie mir die Chinesen Freunde wurden, in: Birgit Knorr und Rosemarie Wehling (Hg.): Frauen im deutschen Südwesten, Stuttgart 1993, S. 186 – 192
  • Elisabeth Oehler-Heimerdinger: Wie’s daheim war. Von Menschen, die durch meine Kindheit gingen, 1936 (Württembergische Landesbibliothek)
  • Elisabeth Oehler-Heimerdinger: Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden, ausgewählt und aus dem Chinesischen übersetzt von Elisabeth Oehler-Heimerdinger, 1925 (Württembergische Landesbibliothek)
  • Elisabeth Oehler-Heimerdinger: Wie mir die Chinesen Freunde wurden, 1925
  • Elisabeth Oehler-Heimerdinger: Ich harre aus. Geschichten von chinesischen Frauen, 1911 (Württembergische Landesbibliothek)